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Hacke, Spitze, Fehlpass?
Ab Samstag Nachmittag rollt der Ball wieder in der Bundesliga. Doch nicht nur die fehlenden Zuschauer werden einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Denn die Mannschaften trainierten lange nur in Kleingruppen und erst seit kurzem wieder in voller Mannschaftsstärke. Spielnah ist das aber auch nicht wirklich gewesen. Daher könnten sich eine ganze Reihe von technischen und taktischen Fehlern auf dem Platz einschleichen. Zugleich kann es aber sein, dass die Spezialisten in den Kadern noch ausschlaggebender für den Erfolg sein werden als zuvor. Wir analysieren, welche Teams daraus besonders viele Vorteile ziehen könnten.
Ein Ärmel voller Standardkönige und Umschalt-Asse
„Nimm du ihn, ich hab ihn sicher“ könnte am Wochenende aber auch noch an den ersten Spieltagen danach die Parole in so manchen Abwehrreihen der Bundesligisten lauten. Denn durch die Unterbrechung und die beschränkten Trainingsmöglichkeiten der letzten Wochen lässt sich nur schwer an den genauen Abläufen in den verschiedenen Mannschaftsteilen feilen.
Konsequenz: Technische und taktische Fehler werden öfter auftreten, als es manchem Trainer oder Fan lieb ist. Das könnte jedoch vor allem Mannschaften in die Karten spielen, die in der laufenden Saison eh schon viele Erfolge nach einem Umschaltverhalten feiern konnte, aber auch Standards. Insgesamt wurden bis zum 26. Spieltag 725 Tore erzielt. Davon 219 Stück (30,2%) im Umschaltverhalten, 211 Treffer (29,1%) nach einem ruhenden Ball. Hauptsächlich fielen die Tore jedoch (295 Tore/ 40,7%) im Rahmen einer Offensiven Phase. Kippt diese Verteilung am Wochenende?
Dortmund auf Meisterkurs und Köln in den Europapokal?
Einer der “Gewinner” nach dem Neustart könnte Borussia Dortmund heißen. Feiern tatsächlich Teams vermehrt Tore im Umschaltverhalten, kann das der BVB bereits jetzt zu seinen Spitzenqualitäten zählen. Stand 25. Spieltag schoss bis dato Kein Team der Bundesliga in dieser Spielzeit mehr Tore im Umschaltverhalten (22 Stück). Dahinter reihen sich die anderen Top-Vereine ein: Leipzig (20), Gladbach (17), Leverkusen und der FC Bayern München (je 16).
Überraschungsgast in dieser Riege ist der 1. FC Köln. Der Aufsteiger schoss ebenfalls bereits 16 Treffer im Umschaltverhalten. Bemerkenswert: Beim Effzeh macht das sogar 42 % der gesamten Saisontreffer bisher aus. Zwölf der 16 Treffer wurden seit dem Amtsantritt Gisdols am zwölften Spieltag erzielt. Einer der offensiven Erfolgsfaktoren, warum die Kölner sich unter seiner Anleitung aus dem Tabellenkeller verabschieden und nun bei fünf Punkten Rückstand auf Platz sechs sogar Richtung Europa schielen können.
Ein anderer Aufsteiger sorgt ebenfalls für einen Spitzenwert: Der 1. FC Union Berlin. Die Köpenicker benötigten bisher lediglich 5,1 Sekunden nach Erlangung der Ballkontrolle, um den Ball im Netz unterzubringen. Die Bayern und Dortmunder mehr als doppelte so lange.
Der BVB hat mehr Asse als ein Kartenspiel
Entscheidend wird, wie die Spieler am Wochenende und danach mit der Gesamtsituation klar kommen. Und dabei richtet sich mehr denn je der Blick auf die Top-Spieler in den Kadern. Jene Athleten, die aufgrund ihrer Skills schneller und besser Spielszenen für sich entscheiden können. Fußball bleibt ein Mannschaftssport, aber für die Entscheidung sorgen noch häufiger die Einzel-Könner. Ergo: Gib mich die Kirsche und geht alle aus dem Weg!
Aber wer sind denn die Top-Spieler der Bundesliga - vor allem im Umschaltverhalten? Im Top-20 Ranking der Bundesliga-Spieler mit den meisten Tor-Beteiligungen im Umschaltverhalten finden sich natürlich alle bekannten Stars der Bundesliga. Auffällig jedoch: Borussia Dortmund hat nicht nur die höchste Anzahl von erzielten Toren im Umschaltverhalten, sondern auch die meisten Spieler (6) im Top-20-Ranking – vor allem auf den Plätzen in der Spitze. Der nominell beste Akteur ist allerdings Timo Werner von RB Leipzig. Der Nationalspieler war bis jetzt an 15 Toren im Umschaltverhalten beteiligt.
Mit drei Ecken zum Sieg?
Auf ruhende Bälle könnte es ebenfalls deutlich mehr ankommen als vor der Corona-Pause. Insgesamt liegt der Anteil von Standardtoren in der Bundesliga bei knapp 29 %. Das ist der geringste Anteil im Vergleich zu Toren aus offensiven Phasen und Treffern im Umschaltverhalten. Doch bereits vor der Unterbrechung gab es Vereine, die deutlich größere Erfolge bei Standardsituationen feierten als andere Teams bzw. Treffer nach Standards deutlich mehr Einfluss auf den Erfolg eines Clubs haben als anderswo. Kein gänzlich neuer Trend, wenn man die Standard-Cracks der englischen Nationalmannschaft 2018 denkt. Neun von zwölf Toren fielen nach ruhenden Bällen.
In der Saison 2019/20 sind der 1. FC Köln und RB Leipzig bisher die erfolgreichsten Team bei ruhenden Bällen. Nachdem Gisdol am Rhein übernahm schoss der Effzeh 13 der 17 Standard-Treffer. Gepaart mit der Stärke im Umschaltverhalten, spricht viel dafür, dass die Kölner in der Tabelle noch weiter nach oben marschieren könnten. Und zugleich RB Leipzig weiterhin ein Wörtchen mitreden kann im Kampf um die Meisterschaft.
Kommt es tatsächlich zu häufigeren Abstimmungsfehlern in der Abwehr, könnte das bei der Mission “Klassenerhalt” für raschere Entscheidungen sorgen. Eine Mannschaft wie der 1. FC Union Berlin beispielsweise hat den besten Vorlagengeber (Trimmel / 7 Assists) und den besten Torjäger (Andersson/ 7 Tore) nach Standards in ihren Reihen. Das könnte helfen, das rettende Ufer deutlich schneller zu erreichen. Zugleich muss aber eine Mannschaft wie Borussia Dortmund (11 Tore) mit seiner individuellen Qualität mehr Kapital aus ruhenden Bällen schlagen, um in puncto Meisterschaft ein Wörtchen mitzureden.
Ab Samstag Nachmittag rollt wieder der Ball und es könnte zumindest in den ersten Wochen große Unterschiede zu dem aufweisen, was wir vorher in der Bundesliga erlebten. Das gilt für alle Mannschaften und jeden Spieler. Wer dabei gestärkt hervortreten wird, wissen wir auch nicht, haben in diesem Beitrag aber aufgezeigt, wer dafür prädestiniert wäre.