München übt das Meisterfoto
Die Mannschaft des EHC München stellte sich zum Gruppenbild auf, und vor sich auf dem Eis platzierte sie die gerade gewonnene Trophäe: den MagentaSport Cup. Natürlich war der Jubel sehr viel verhaltener, als er für gewöhnlich am Ende einer Eishockey-Saison ist, wenn man die letzte Playoff-Runde geschlagen hat. Aber üben kann man schon mal. Und vor allem hoffen: Dass es 2021 eine Deutsche Meisterschaft geben wird. 2020 bracht die Corona-Pandemie übers Land herein, als sie in der DEL gerade loslegen wollten mit der entscheidenden Phase. Es gab keine Meister, lediglich einen Hauptrundensieger: München.
Die Spieler im Tunnel
Am Vorbereitungsturnier des TV-Partners haben acht Mannschaften teilgenommen, sechs verzichteten aus Kostengründen. Doch wenn es am Donnerstag mit drei Monaten Verspätung losgeht, ist die DEL komplett. Alle 14 Teams sind dabei. Das ist ein Erfolg, wenn man bedenkt, dass lange auch über eine Absage der Saison diskutiert wurde. Die Helden sind die Spieler und Trainer, die auf bis zu 60 Prozent ihres vereinbarten Gehalts verzichten, um ihre Sportart in der Öffentlichkeit zu halten und zu retten. In einer kurzen Vorbereitung haben sie sich ans Spielen ohne Zuschauer gewöhnt. Eigentlich gar nicht so schwierig, findet Verbandspräsident Franz Reindl: „Wenn der Puck eingeworfen wird, sind die Spieler in ihrem Tunnel. Allenfalls bei Unterbrechungen, wenn das Eis gesäubert wird, schauen sie hinauf in die Ränge.“ Sie sind leer.
Köln kämpfte den härtesten Kampf
Auch am Donnerstag beim Auftaktspiel, das normal eine Volle-Hütte-Garantie hätte: Köln gegen Düsseldorf. Die DEL wollte einen Start mit einem bundesweit wirkbaren Match haben, und da kam nur das rheinische Derby in Frage. Die Kölner Haie haben am härtesten gekämpft. Wie ihr Geschäftsführer Philipp Walter vorrechnete, trifft sie der Verlust von Zuschauereinnahmen besonders, da sie sich mit ihrem Erfolg bei den Fans „die größte Fallhöhe geschaffen“ haben. Die Haie-Anhänger halfen jedoch, ohne ins Stadion zu dürfen. Sie erwarben über 100.000 virtuelle „Immer wigger“-Tickets und sicherten somit die Liquidität des Klubs, in dem jede Menge Aufbruchstimmung herrscht. Uwe Krupp ist als Trainer zurück, eine Saison wie die letzte, in der Köln nach einer beispiellosen Niederlagenserie nur Elfter wurde, soll sich nicht wiederholen. Kapitän Moritz Müller blickt aber leicht humoristisch zurück: „Wenn es eine Saison gab, in der man die Playoffs verpassen durfte, dann die letzte.“
Gruppeneinteilung senkt die Kosten
Für 2020/21 müssen die Kosten gesenkt werden. Dazu trägt bei, dass die Liga sich in eine Nord- und eine Süd-Gruppe aufteilt. In jeder wird eine Doppelrunde ausgetragen. Köln und Düsseldorf spielen mit Krefeld, Iserlohn, Berlin, Bremerhaven und Wolfsburg, das lässt sich hin und zurück in einem Tag und ohne Hotelübernachtung machen. Dass man auf die Teams aus dem Süden trifft, ist noch nicht gesichert. Es ist aber angestrebt. Und in den Playoffs ginge es ab den Halbfinals Nord gegen Süd.
Die einschneidende und eigentlich ganz gute Neuerung ist: Bis auf Heiligabend, ersten Feiertag, Silvester und Neujahr wird ab Donnerstag täglich Eishockey sein. Die DEL entzerrt ihren Spieltag. Sie wird dadurch medial präsenter. In der Krise eine Chance.