Zwei Gruppen – es geht nach Logistik
Gernot Tripcke, der Chef der Deutschen Eishockey Liga, gibt es zu: Die Aufteilung der DEL in zwei Gruppen folgte nicht nach sportlichen Gesichtspunkten, sondern logistischen. Es ging darum, inmitten der Pandemie die Reisebewegungen der Teams kürzer zu halten und die Kontakte überschaubarer. Wer ohne Hotelübernachtungen auskommt, weil er nach dem Spiel noch zurückfahren kann, begegnet weniger Menschen und hat ein geringeres Infektionsrisiko. Darum gibt es diese Saison ausnahmsweise eine Gruppe Nord und eine Gruppe Süd. Der Norden hat drei große Marken (Kölner Haie, Düsseldorfer EG, Eisbären Berlin), der Süden die höhere Vorleistung: EHC München, Adler Mannheim und Straubing Tigers, die sich hier sammeln und regelmäßig gegeneinander spielen und sich die Punkte wegnehmen, waren in der Hauptrunde 2019/20 weit enteilter Erster, Zweiter und Dritter. Und der ERC Ingolstadt kaufte nach dem Okay der Gesellschafter, die Saison anzugehen, so viele namhafte Spieler ein, dass Sportdirektor Larry Mitchell sagen kann: „Das ist die beste Mannschaft, seit ich in Ingolstadt bin.“
Mannheim – München war bislang das Highlight
Vorläufig begegnen sich die je sieben Klubs aus Nord und Süd nicht, eine Zusammenführungsrunde soll es ab Mitte März geben, falls bis dahin in den regionalen Gruppen alles nach Plan verlaufen ist. Somit ist es im Moment unbewiesen, dass „die da unten“ wirklich um so viel besser sind als die Teams aus Nordrhein-Westfalen und dem Westen. Obwohl sich der Eindruck der Fernsehzuschauer bestätigt hat: Ein Spiel von der Klasse des Süd-Highlights Mannheim–München hatte der Norden noch nicht zu bieten.
Wie früher: Die stolzen Eishockey-Bayern
Nord gegen Süd – das ist die alte Kampflinie im Eishockey. Die Bayern sehen sich als die Wiege des Kufensports in Deutschland, sie hatten Vereine wie EV Füssen, SC Riessersee, EC Bad Tölz und EV Landshut und SB Rosenheim, die früher die Titel nur so abräumten. Doch in den 20er- und 30er-Jahren gab es auch den starken Gegenspieler Berlin, und in den 60ern machten die Großstadtklubs aus dem Westen mobil. Sie holten die Besten aus den bayerischen Klubs weg – manchmal sogar mit dem Geldkoffer; so machten es die Kölner Haie vor über 40 Jahren, als sie Erich Kühnhackl von Landshut loseisten. Im Süden sind die Vereine, die einst Meisterschaften gewannen, nur noch unterklassig unterwegs. Es gibt nun andere: München, Augsburg, Straubing, Ingolstadt, Nürnberg. Bayern ist mit fünf DEL-Teilnehmern das führende Bundesland. Die Baden-Württemberger Mannheim und Schwenningen komplettieren die Süd-Fraktion 2020/21.
Finale Schwenningen – Iserlohn?
Sowohl im Süden als auch im Norden sind die Hackordnungen leicht durcheinandergeraten. Schwenningen, zuverlässiger Playoff-Verpasser der Vorjahre, mischt in der Süd-Gruppe an der Spitze mit. Gleichermaßen überraschend die Iserlohner Tormaschine in der Sektion Nord. Wer über die DEL witzelt, visioniert vom Finale zwischen Iserlohn Roosters und Schwenninger Wild Wings. Kampfhähne gegen wilde Schwäne. Gernot Tripcke, der DEL-Chef, verweist darauf, dass die Playoffs nicht wie üblich im Best-of-Seven-Verfahren gespielt werden sollen, dass die besser besetzten Teams vor bösen Überraschungen schützt, sondern im Best of Three, das die Außenseiter begünstigen könnte. „Ich würde also nicht wetten, dass der Meister aus dem Süden kommt“ sagt er.